Autor: Claus-Peter Sesín / Körber-Stiftung
Der britische Zellbiologe Anthony Hyman und sein Team entdeckten 2009 – bei Studien an einzelligen Embryonen eines Fadenwurms – einen völlig neuen Zustand biologischer Materie: In der Zellflüssigkeit können sich örtlich Proteine in hoher Konzentration ansammeln. Diese „Kondensate“ ähneln winzigen Tropfen, die unter anderem den Gesetzen der Biophysik unterliegen. Im Gegensatz zu anderen Zell-Organellen sind Kondensate nicht von einer begrenzenden Membran umgeben. Die stark erhöhte Proteinkonzentration in ihrem Innern regt biochemische Reaktionen an, die außerhalb nicht möglich wären. Kondensate bilden sich dynamisch, teils in Sekundenschnelle, und werden meist auch schnell wieder abgebaut. Bei – oft altersbedingten – Störungen des Abbaus können sich in betroffenen Zellen toxische Stoffe ablagern, die degenerative Krankheiten wie ALS oder Alzheimer auslösen. Hyman sucht nach neuen Medikamenten, die diese Krankheiten heilen könnten. Er ist Körber-Preisträger 2022 und Preisträger eines Breakthrough-Preises 2023. Auftraggeber des Artikels ist die Körber-Stiftung.
Anthony Hyman im Labor (Körber-Stiftung / Friedrun Reinhold).
© 2023 Rolf Kickuth zurück zur Startseite