Neuromorphic engineering:
Bottom up- statt
top down-Forschung

 
 

Um dem Mysterium Gehirn näher zu kommen hat man früher Hirne gewogen und vermessen, Windungen gezählt, in Teile geteilt. Des Weiteren erschloss man sich die Bedeutung einzelner Hirnareale hauptsächlich dadurch, dass man Empfindungs- und Verhaltensänderungen von Hirnverletzten oder -erkrankten mit der Topologie des Gehirns in Verbindung brachte. Stimulationen immer kleinerer Hirnteile verfeinerten die funktionellen Gehirnkarten. Heute ist man in der Lage, einzelne Nervenzellen gezielt anzuregen und deren Reizleitung, ihre Physik und Chemie zu untersuchen. Von größeren zu kleineren Strukturen – top down – ging und geht man auch in der Untersuchung der elektrischen Aktivitäten des Gehirns sowie mit der funktionellen Magnetresonanztomographie (f-MRT). Mittlerweile hat sich eine weitere Herangehensweise zur Erforschung des Gehirns etabliert: bottom up. Fortschritte in der Molekularbiologie, Systembiologie und der Computertechnik ermöglichen es, Modelle des Gehirns von der zellulären und sogar teilweise molekularen Ebene her aufzubauen. Neuartige Bauelemente, deren theoretische Grundlage vor 40 Jahren erstellt wurde, könnten dieses „neuromorphic engineering“ erheblich beschleunigen: Memristoren. Neuromorphic engineering setzt neue Maßstäbe in der Komplexitätsbewältigung. Ethische Probleme lauern am Forschungshorizont. Es lockt jedoch die Möglichkeit, der Natur des menschlichen Geistes auf die Schliche zu kommen.

Ansätze zur Simulation eines Gehirns – Memristoren als  Hoffnungsträger      Autor: Rolf Kickuth