Was können wir wissen, sollen wir tun?


 
 

Für Naturwissenschaftler und Ingenieure sind Fragen nach dem Ursprung des Universums und des Lebens, nach dem menschlichen Selbstverständnis und den Auswirkungen ihres beruflichen Handelns auf die Natur und die menschliche Gesellschaft allgegenwärtig. Deshalb ist es sinnvoll, bereits im Studium über den Tellerrand einer Fachdisziplin hinauszuschauen und solche philosophischen, ethischen, religiösen und geschichtlichen Fragestellungen zu thematisieren, die Bezug zum Fach aufweisen (vgl. [1-5]). In einem Wahlpflichtseminar haben Studierende der Chemie- und Biotechnologie der Hochschule Darmstadt in Referaten philosophische Leitgedanken präsentiert, um danach zu diskutieren, wo ihnen diese in ihren Lehrveranstaltungen direkt oder in modifizierter Form begegnen. Unser Seminar orientierte sich dabei an den Kantischen Fragen, was wir – als Chemieingenieure und Biotechnologen – wissen können, tun sollen, hoffen dürfen und was der Mensch ist. Fragen eines neuzeitlichen Sokrates könnten z. B. lauten: Spricht Heraklit mit seinem Urstoff Feuer das Thema Energie an, das Naturwissenschaft und Technik wie ein roter Faden durchzieht? Sind Zeichnungen von Atom­orbitalen wie die Schatten an Platons Höhlenwand? Ist Francis Bacons Behauptung, dass wissenschaftlich-technischer Fortschritt gleichzeitig ein menschlicher ist, noch haltbar? Was würde Sigmund Freud zu chemischen Botenstoffen sagen? „Wir irren vorwärts“ – Mit diesem Motto von Robert Musil haben wir unsere philosophische Reise durch die Chemie angetreten.


Ein philosophisches Chemie-Seminar


Autoren: Prof. Dr. Volker Wiskamp, Ülfet Akin, Aurelie-Natacha Ambassa Amadala, Nermin Avan, Yvan Fotue Wafo, Gianna Hartmann und Paul Junior Nguegang Mengoue