Peroxyessigsäure:
Einfach, aber wirksam

 
 

Ganz verwunderlich kann ein ganz kleines und einfaches Molekül wie Peroxyessigsäure (PES) in der vielfältigen Natur der chemischen Reaktionen und der Mikroorganismen in erstaunlich vielen Bereichen wirksam sein. PES wirkt gegen Bakterien, Viren, Pilze und Sporen. Sie lässt sich im Gemisch mit den Ausgangsstoffen einfach herstellen, ist aufgrund ihrer Reaktivität jedoch instabil. Die Dynamik all ihrer Reaktionen ist daher nicht nur spannend, sondern auch wichtig für die korrekten Anwendungen. Mit gut abgestützten Fakten werden in einer Übersicht die verschiedensten Facetten dieser Substanz dargestellt.

Geschichtliches zur Desinfektion mit PES

Jahrhunderte bevor im 19. Jahrhundert die Konsequenzen von pathogenen Mikroorganismen bekannt waren, wurden chemische Desinfektionsmittel eingesetzt. Homer beschreibt 800 v. Chr. in seinem XII. Buch der Odyssee die Verwendung von Schwefeldioxid (SO2) – eine Substanz mit korrosiven Eigenschaften, ein wichtiges Merkmal für die frühen Desinfektionsmittel. Heute ist Schwefeldioxid auch in Bio-Nahrungsmitteln zugelassen. Um 100 n. Chr. verwendeten die Ägypter Essig um die Körperhöhlen vor dem Einbalsamieren zu präparieren [2]. Noch im 18. Jahrhundert versuchte man, der Pest mit Pestessig [3, 4] oder 1769 der roten Ruhr mit Essig beizukommen [5]. 1778 wird „acidulated water“ (Essig) von der U.S. Navy pharmacopedia als Desinfektionsmittel aufgeführt [6]. Medizinische Gerätschaften wurden mit Essig gereinigt, auch Briefe! [7]. Die Wirksamkeit wurde im 19. Jahrhundert richtig erkannt [8]: „Der Essig ist gleichfalls ein Desinfektionsmittel, aber ein schwaches.“

Wasserstoffperoxid wurde zum ersten Mal 1818 von Louis Jacques Thénard (Abbildung 1) durch Reaktion von Bariumperoxid mit Salpetersäure dargestellt [9, 10], und dessen Reaktion mit Carbonsäuren 1821 noch ohne Kenntnis der Reaktionsprodukte beschrieben [11].

Ein sehr wirksames Desinfektionsmittel im Überblick      Autor: Prof. Dr. Peter Bützer, St. Gallen